Die Freiwillige Feuerwehr Herbrechtingen |
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Der Wahlspruch vieler Feuerwehren EINER
FUR ALLE, ALLE FUR EINEN hat auf dem Gebiet des Feuerlöschwesens
eine alte Tradition. Brandbekämpfung war lange eine Angelegenheit
des ganzen Dorfes und allgemeine Bürgerpflicht. Alljährlich
im Frühjahr, wenn der Gemeinderat die Gemeindedienste vergab, kam
auch die Feuerwehr an die Reihe. So wurde am 5. Februar 1739 in Herbrechtingen
zum Feuerwagen ordiniert: Jörg Steudle, Schmied; Michael Kröner,
Wagner; und Tobias Bührlen, Weber. In dieser Zeit hatte Herbrechtingen
offensichtlich noch keine Feuerspritze. Die Einwohner waren in zwei Fahnen
eingeteilt: In einen blauen Fahnen und in einen roten Fahnen mit je einem
Rottenmeister. So bald zu ungewöhnlicher Zeit die Glocke rief, eilte
alles, den Feuereimer in der Hand, dem Brandplatz zu. Dort standen die
beiden Rottenmeister mit ihren Fahnen. Der „Blaue formierte die
Feuereimer-Kette vom Brandplatz zur Brenz, während die „Roten“
die Brandleitern an die Mauern lehnten, sie besetzten und die Eimer in
die Flammen schütteten. Die leeren Eimer wanderten über eine
zweite Kette, die hauptsächlich aus Frauen und Mädchen bestand,
zur Brenz zurück. |
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Mit der Anschaffung einer Feuerspritze änderte sich
einiges. Die Feuerspritze kann als Anfang der Feuerwehren bezeichnet werden,
weil der Umgang mit einer Spritze gelernt sein wollte und hierfür verantwortlich
zeichnende Männer nötig wurden. Mit der Spritze tritt auch ein
dritter Fahnen auf, der gelbe Fahnen, der ohne Zweifel die Pumper erfasste.
Wann die erste Feuerspritze in Herbrechtingen beschafft wurde, steht nicht
fest, weil über die Zeit von 1748 bis 1760 Unterlagen fehlen. Bei der
Vergabe der Gemeindeämter im Jahre 1761 wurde zur Instandhaltung der
Feuerspritze Jacob Gatter, Schmied; und Jacob Burkhardt, Weber; bestellt.
Aus der Ämter-Ersetzung, vorgenommen am Gerichtstag, den 10. Februar
1763, ist u. a. zu entnehmen: |
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Feuerspritzen: |
Jacob Gatter und Jacob Burkhardt |
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Feuerfahnen: |
Rothenfahnen: Jacob Bührlen |
Blauer Fahnen: Melch. Rahn |
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Gelber Fahnen: Jacob Hopphau |
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Feuerwagen: |
unbesetzt |
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Die Anschaffung der ersten Feuerwehrspritze für Herbrechtingen
fällt deshalb in die Zeit zwischen 1739 und 1760. Die Feuerspritze,
die für Herbrechtingen im Jahr 1776 bei der Ludwigsburger Glockengießerei
bestellt wurde, ist also nicht die erste. |
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Diese Verhältnisse herrschten wohl längere Zeit
vor, denn auch die unter König Friedrich am 20. Mai 1808 erlassene
Feuerlösch-Ordnung schrieb noch nicht die Aufstellung spezieller Feuerwehren
vor, sondern bestimmte, dass die Bürgerschaft jeden Ortes in mehrere
Rotten einzuteilen sei, sowie für jede eine Fahne anzuschaffen sei,
woran die Rotte ihre Führer erkenne. |
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Erst die Landesfeuerlöschordnung vom Jahr 1885 brachte
die Verpflichtung der Gemeinde, organisierte Lösch- und Rettungsmannschaften
in Form von freiwilligen Feuerwehren, Berufsfeuerwehren oder Pflichtfeuerwehr
aufzustellen. Der Gesetzgeber schrieb damit etwas vor, was in vielen Gemeinden
schon ohne gesetzliche Vorschrift geschaffen wurde und was sich schon gut
bewährt hatte. Auch in Herbrechtingen hatten verantwortungsbewusste
Männer unter Schultheiß Rippmann eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Leider war bisher das Gründungsjahr nicht näher bekannt; es war
lediglich bekannt, daß anlässlich einer Zusammenkunft im „Adler“
der Gesangverein „Liederkranz‘ und die Feuerwehr gegründet
wurden. Nachdem beim Gesangverein eine Fahne mit der Jahreszahl 1868 vorhanden
ist, galt dies auch als das Gründungsjahr. Eine enge Verbindung zwischen
„Liederkranz“ und Feuerwehr weist auch der Gemeinderatsbeschluss
vom 6. 9. 1869 nach, nach welchem dem „Liederkranz‘ ein Beitrag
zur Beschaffung einer Fahne unter der Bedingung gewährt wurde, dass
die Fahne auch der Feuerwehr auf Verlangen zur Verfügung gestellt wird.
Im Herbrechtinger Stadtarchiv wurde ein handschriftlicher Aufschrieb von
Schultheiß Henßler vom 10. Januar 1894 gefunden. Sei es wie
es sei. Jedenfalls wurden in Herbrechtingen und Bolheim schon Freiwillige
Feuerwehren gegründet, bevor 1885 die Landesfeuerlöschverordnung
organisierte Lösch- und Rettungsmannschaften vorschrieb. |
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Damals beantragte Schultheiß Henßler Feuerwehrehrenzeichen
für 25jährige Tätigkeit in der Feuerwehr und musste nachweisen,
seit wann die Feuerwehr besteht. Er schrieb, dass sie mit Anschaffung der
„Patent-Haupt-Spritze von Kurz“ im Jahr 1865 gegründet
worden sei. 1877 seien die Statuten der Feuerwehr mit Genehmigung der K.
Kreisregierung Ellwangen vom 29. Mai 1877 geändert worden. Von da ab
sei der Feuerwehr das Prinzip des Zwangs zu Grunde gelegt, mit Ausnahme
der Steigerabteilung. Danach steht als Gründungsjahr der Freiwilligen
Feuerwehr nunmehr endgültig das Jahr 1865 fest. Als offizielles Gründungsdatum
wird aber das Jahr 1868 mit der schriftlich niedergeschriebenen Verpflichtung
des Liederkranzes die Fahne auch der Feuerwehr bei gesonderten Anlässen
zu Verfügung zu stellen festgehalten. |
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Nachdem wir heute schon Mühe haben, aus 13000 Einwohnern
eine schlagkräftige Feuerwehr aufzustellen, ist es verständlich,
dass im Jahr 1889, als unser Ort etwa 1900 Einwohner zählte, eine Pflichtfeuerwehr
mit freiwilligen Abteilungen notwendig war, zumal ein wesentlich größerer
Mannschaftsbestand erforderlich war. Nach der Lokalfeuerlöschordnung
der Gemeinde Herbrechtingen aus dem Jahr 1889 setzte sich die Feuerwehr
wie folgt zusammen: |
1. Zug: Steiger, Retter und Schlauchleger mit insgesamt
38 Mann,
2. Zug: Spritzenmannschaft zu Spritze 1 mit
zusammen 23 Mann,
3. Zug: Ablösungsmannschaft zu Spritze
1 mit 28 Mann,
4. Zug: Spritzenmannschaft zu Spritze 2 mit 23 Mann,
5. Zug: Ablösungsmannschaft zu Spritze 2 mit 21
Mann,
6. Zug: Wasserträger und -schöpfer mit 19
Mann,
7. Zug: Flüchtlings- und Wachmannschaft mit 23
Mann.
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An der Spitze der ganzen Mannschaft standen ein Kommandant,
sein Stellvertreter sowie zwei Hornisten. Die gesamte Mannschaftsstärke
betrug danach 179 Mann. Zu diesem Mannschaftsstand kamen noch die Feuerboten,
Sturmläufer, Laternenträger, Bachschweller und Wasserfahrer. Die
mangelnde Ausrüstung erforderte diesen hohen Mannschaftsbestand. |
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Alle 18- bis 5ojährigen männlichen Einwohner
waren zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Befreiungen waren gegen
eine Jahresabgabe möglich. Lediglich die Steigerabteilung, einschließlich
der Retter und Schlauchleger wurde aus Freiwilligen gebildet. Für den
ersten Zug waren jährlich sechs, für alle weiteren Züge vier
Proben vorgeschrieben. Außerdem fanden jährlich zwei Hauptproben
statt. Die Rettungsgeräte waren im „Spritzenlokal“ im ehemaligen
Rathaus untergebracht. |
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Im Jahr 1911 wurde eine neue Lokalfeuerlöschordnung
beschlossen, weil 1898 die Wasserleitung gebaut wurde und dadurch eine Umorganisation
der Feuerwehr notwendig wurde. Für die gesamte Feuerwehr des Hauptorts
Herbrechtingen wurde wieder das Prinzip der Freiwilligkeit eingeführt.
Ein entsprechendes Statut wurde in einer von 76 Feuerwehrleuten besuchten
Versammlung am 11. März 1911 einstimmig angenommen. |
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Nach diesem Statut wurde die Feuerwehr in einen Stab und
vier Züge mit einem Gesamtbestand von 122 Mann eingeteilt. Für
Eselsburg wurde die Pflichtfeuerwehr beibehalten. |
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In den folgenden Jahren ist ein mehrmaliger Kommandantenwechsel
festzustellen, so sind von 1911—1926 M. Sturm, Schultheiß Henßler,
Gottlob Ocker und Markus Stöckle erwähnt. Von 1926—1940
lag die Leitung der Feuerwehr in den Händen unseres im Jahre 1966 verstorbenen
Ehrenkommandant Adolf Häcker. |
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In dieser Zeit begann die allgemeine Mechanisierung die
zu einer Reduzierung des
Mannschaftsstandes führte. 1928 wurde als erste Motorspritze, eine
TS 8 angeschafft.
In den Kriegswirren sind keine Eintragungen erfolgt. Mehrere Wehrangehörige
gaben
ihr Leben auf den Schlachtfeldern in Ost und West. Kamerad Schlee hat über
diese
Männer ein Gedenkbuch angelegt.
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1945 wurde Karl Bühler mit der Führung der Feuerwehr
beauftragt. 1949 wurde ein LF 8 von der Firma Maigrus Ulm erworben. Karl
Bühler wurde in Anerkennung seiner 35jährigen Tätigkeit und
seiner Verdienste für die Freiw. Feuerwehr1966 zum Ehrenkommandant
ernannt. |
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1956 übernahm Gottlob Bendele das Amt des Kommandanten,
der es bis in das Jahr 1979 die Wehr anführte. |
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Das zweite Fahrzeug, ein LF 16 TS auf Mercedes Kurzhauber-Fahrgestell,
wurde von der Firma Ziegler aus Giengen, im November 1963 geliefert.
Durch die Verwaltungsreform musste für die Gesamtstadt eine einzige
Freiwillige Feuerwehr Herbrechtingen gebildet werden unter einheitlicher
Leitung. Da aber von einem schnellen Soforteinsatz nach wie vor eine wirkungsvolle
Rettungs- und Brandbekämpfung abhängt, bestehen in den größeren
Orten nach wie vor Abteilungen und Löschzüge, und zwar die Abteilungen
in Herbrechtingen, Bolheim, Bissingen, Hausen und die Löschgruppe Eselsburg. |
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Die Herbrechtinger Abteilung richtete ihr Domizil beim
Rathaus mit viel Eigeninitiative und Hilfe der Stadtverwaltung ein, dies
war im Jahre 1972 indem auch das Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 beschafft
wurde.
Nachdem die Bissinger Abteilung Mitte der siebziger Jahre neu ausgestattet wurde
und im Jahre 1978 die Bolheimer Abteilung mit einem Gerätemagazin und einem
neuen Fahrzeug an der Reihe war. |
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Die Funkalarmierung wurde im Jahre 1978 Jahr eingeführt,
und in den Folgejahren immer wieder ergänzt. Im Laufe der Achtziger
Jahre wurden für die Abteilung Herbrechtingen ein Mannschafttranstporter
angeschafft, die Abteilung Hausen erhielt ein Tragkraftspritzenfahrzeug
auf einem Mercedes 308. |
Nachdem das Domizil der Abteilung Herbrechtingen in der
Pfarrstrasse keineswegs mehr den Anforderungen gerecht wurde, wurden erste
Planungsschritte für einen Neubau unternommen. |
Im Jahre 1991 wurde dann eine neue Ära der Abteilung
Herbrechtingen begonnen, in diesem Jahre wurde das neue Feuerwehrgerätehaus
in der Berliner Strasse 25 eingeweiht und das neue LF 16/12 in Dienst gestellt.
In dieser Zeit, von 1986 bis 2001, war Herbert Weireter Kommandant und maßgeblich bei der Planung und Bau des neuen Magazins beteiligt. 2001 wurde H. Weireter zum Ehrenkommandant ernannt.
Rainer Maier wurde 2001 zum Kommandanten gewählt und war somit auch für die folgenden drei Fahrzeugbeschaffungen verantwortlich. |
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Im April 2004 wurde das neue Tanklöschfahrzeug TLF 20/30-2 für die Abteilung Herbrechtingen und in Hausen das neue Gerätehaus eingeweiht. Zwei Jahre später im Februar erhielt Herbrechtingen einen neuen MTW und der "alte" ging als Weitergabe in den Besitz der Abteilung Bissingen über.
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2007 wurde das LF 16 TS ausgemustert und der GWT in Dienst gestellt.
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Weitere Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes sind
in den letzten Jahren hinzugekommen, denken wir nur an den Straßenverkehr,
die Öl und Chemieunfälle und natürlich noch die klassische
Brandbekämpfung. Die technische Fortentwicklung der Ausrüstung
erfordert immer mehr Speziallisten und damit mehr Übungen, um die teuren
Geräte im Sinne eines wirkungsvollen Katastrophenschutzes auch voll
nutzbar machen zu können. |
Trotz aller Höhen und Tiefen, durch die jede Gemeinschaft
muss, hat aber unsere örtliche Feuerwehr immer das oberste Ziel, nämlich
wirksamen Schutz der Bürger oben angestellt, und dieses Ziel allen
anderen Schwierigkeiten untergeordnet. Das soll so bleiben. |
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Wie seit eh und je ist die Pflege der Kameradschaft
ein wichtiges Anliegen, und zwar sowohl der Feuerwehrmänner und ihrer
Frauen untereinander, als auch der einzelnen Abteilungen als wichtigste
Voraussetzung für die Gewährleistung einer optimalen Hilfe zum
Wohl der Bewohner unserer Stadt. |
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